Spotlight on ... die »Weißen Nächte« des Orchesterkonzerts III

Edvard Grieg, Peter I. Tschaikowski und Dmitri Schostakowitsch - diese drei Kult-Komponisten kombiniert das Programm des Orchesterkonzerts III. Der italienische Dirigent Gianandrea Noseda steht am Pult und dirigiert das Mahler Chamber Orchestra, sowie den vituosen Violinisten Augustin Hadelich, der 2018 vom Fachmagazin »Musical America« zum »Instrumentalist of the Year« gewählt wurde. Erleben Sie einen Abend, der die tiefgründige Schönheit und Vielfalt des hohen Nordens in meisterhafter Interpretation zum Strahlen bringt.

Drei Fragen an den Dirigenten Gianandrea Noseda


Das Thema des Festivals lautet »Wunden und Wunder« - sehr passend für alle Stücke, oder?

Gianandrea Noseda: Schostakowitschs 9. Symphonie entstand inmitten der Wunden und Schrecken des Zweiten Weltkriegs und zeigt uns einen möglichen und unerwarteten Ausweg: Aus den Trümmern kann man wieder aufbauen, neu geboren werden und sich eine Zukunft vorstellen, die auf anderen Werten beruht als denen, die für den Krieg verantwortlich sind.

Hendrik Ibsens dramatisches Gedicht »Peer Gynt«, vertont von Grieg, erzählt die Geschichte vom Fall und der Erlösung eines Anti-Helden vor dem Hintergrund einer nordischen Kulisse, angereichert mit den für Skandinavien typischen Farben und Stimmungen.

Tschaikowskis Violinkonzert bereitete dem Komponisten viel Kummer, da es zunächst von prominenten Virtuosen seiner Zeit abgelehnt wurde und nach seiner Aufführung harsche Kritik erhielt. Der Erfolg, die Anerkennung und die Popularität, die das Konzert in den folgenden Jahren erlangte - und die bis heute andauern - haben jedoch seinen Status als wahres Meisterwerk gefestigt.

Wie haben Sie die Stücke für dieses Konzert ausgewählt?

Gianandrea Noseda: Die Idee, die die Stücke des Programms verbindet, liegt in dem einzigartigen Licht des Nordens, das alle drei Werke durchdringt. Es ist das zarte, perlmuttartige Leuchten der von Fjodor Dostojewski und Ibsen beschriebenen »Weißen Nächte«, die sich im Winter in eine kalte, unheimliche und geheimnisvolle Dunkelheit verwandeln.

Mit welchem der Komponisten würden Sie gerne einmal etwas trinken gehen und warum?

Gianandrea Noseda: Ich würde gerne einen Espresso mit Tschaikowski trinken, um den neuen Tag mit Energie und Positivität zu beginnen. Mit Grieg würde ich ein Glas Riesling bestellen, während ich den Fluss und die Hügel von Salzburg inmitten der Natur betrachte und mit Schostakowitsch würde ich Wodka trinken und ihm durch seine dicken Gläser in die Augen schauen, ohne ein einziges Wort zu sagen - einfach nur den Klang der Stille genießen.

Augustin Hadelich spielt Tschaikowski © Suxiao Yang

Augustin Hadelich

Augustin Hadelich studierte an der New Yorker Juilliard School und gewann 2006 den Internationalen Violinwettbewerb in Indianapolis, dem zahlreiche weitere Auszeichnungen folgten. Im Juni 2021 wurde Augustin Hadelich in den Lehrkörper der Yale School of Music berufen. Zu den Höhepunkten der Spielzeit 2024/25 gehören Konzerte mit den Berliner Philharmonikern, dem Concertgebouworkest, den Wiener Philharmonikern, dem Gewandhausorchester Leipzig, dem Los Angeles Philharmonic und dem Cleveland Orchestra. Weitere Einladungen in den USA führen ihn zu den Symphonieorchestern in Dallas, Baltimore, Seattle, Kansas City, Denver und Salt Lake City. Zudem gibt Hadelich Solorezitale in London, Barcelona, Göteborg, Tallinn, Melbourne und Abu Dhabi.

Bei den Osterfestspielen ist Augustin Hadelich 2025 zum ersten Mal zu erleben.

»Hadelich ist ein einzigartig begabter, charaktervoller Musiker,
der ein Gespür dafür hat, ältere Musik in die Gegenwart zu holen.«

The New Yorker über Augustin Hadelich


Zur Biographie von
Gianandrea Noseda