»Er ist dynamisch, energiegeladen und aufregend zu beobachten«, so wird der junge Dirigent Maxim Emelyanychev von der britischen Tageszeitung »The Guardian« beschrieben. Emelyanychev, der jüngst am Pult des Symphonieorchester des Bayerischen Rundfunks und der Berliner Philharmonikern debütierte, dirigiert seit seinem 12. Lebensjahr. Bei den Osterfestspielen 2025 leitet er im Chorkonzert II das Mahler Chamber Orchestra mit Felix Menselssohn Bartholdys großem Oratorium »Elias« - ein Interview.
Sie haben im Alter von 12 Jahren mit dem Dirigieren begonnen. Wie kam es dazu?
Maxim Emelyanychev: Meine Eltern sind Musiker, daher war es für mich sehr einfach, in die Musikwelt einzutreten. Mein Vater war Orchestermusiker, meine Mutter Chorsängerin. Seit meinem dritten Lebensjahr nahm ich am Leben der Musiker teil, bei Konzerten und hinter den Kulissen. Mein Vater brachte uns Lehrbücher aus der Bibliothek mit und ich lernte daraus dann einfach die Musik.
Sie sagten kürzlich in einem Interview, dass es wichtig sei, »eine Atmosphäre des Friedens, der Ruhe und des Glücks zu schaffen«. Warum ist das so wichtig?
Maxim Emelyanychev: Für mich ist Musik dann Kunst, wenn wir alle Emotionen genau jetzt, in diesem Moment, erzeugen. Live zu spielen ist also eine Kunst. Wir erleben so viele Eindrücke im Alltag um uns herum, aber im Konzertsaal ist es wichtig, diese Harmonie und diesen Frieden zu schaffen - wenn auch nur für zwei Stunden. Wir alle zusammen, Orchester, Sängerinnen und Sänger und das Publikum. Ich denke, wir Musiker wären glücklich, wenn das Publikum dieses Gefühl auch außerhalb des Konzertsaals beibehalten könnte.
Was ist das Besondere an Felix Mendelssohn Bartholdy?
Maxim Emelyanychev: Ich mag Mendelssohns Zugang zur Musik. Er begann mit dem Schreiben von Musik, als er noch sehr jung war - er war einer der Ersten, der sich Anfang des 19. Jahrhunderts wieder mit alter Musik beschäftigte. Wenn er mit seinem Orchester Stücke wie zum Beispiel Johann Sebastian Bachs Passionen aufführte, war das eine große Sache! Und in seiner Musik finde ich diese überaus spannende Kombination: den Einfluss der alten Musik und des romantischen »Sturm und Drang« ...
Sie haben bereits mit dem Mahler Chamber Orchestra gearbeitet, wie war die Zusammenarbeit?
Maxim Emelyanychev. Das Mahler Chamber Orchestra ist eine großartiges Ensemble und ich freue mich sehr auf dieses Konzert. Ich konnte bereits ein Projekt mit dem Orchester erarbeiten - ein gemischtes Programm mit Musik von Mozart, Hindemith und Beethoven. Ich werde viel ausprobieren und dafür werden wir ein gemischtes Instrumentarium verwenden, moderne Holzbläser, Streicher, Bässe und Pauken.
Wie unterscheidet sich das Dirigieren eines Oratoriums von dem einer Oper?
Maxim Emelyanychev: Ein Oratorium wie »Elias« zu dirigieren, ist für mich nicht viel anders als eine Oper zu dirigieren - jede Emotion liegt in der Musik, man spürt immer das Drama zwischen den einzelnen Figuren.
Das Thema der Osterfestspiele lautet »Wunden und Wunder« - das passt doch ganz gut, oder?
Ich bin mir sicher, dass man beim Hören dieses Oratoriums eine Vielzahl an Gefühle spüren kann. (...) Die Musik lässt einen in die Tiefen der menschlichen Emotionen eintauchen, die Mendelsohn in allen Facetten erforscht hat.