Orchesterkonzert II: Illuminiert

Johann Sebastian Bachs »solenne Music, unter Trompeten und Paucken« eröffnete mit hoher Wahrscheinlichkeit eines der jährlichen Leipziger Feste zum Namenstag Augusts des Starken im Gartenlokal des Cafétiers Gottfried Zimmermann - »bey einer Illumination«, wie berichtet wird.

Felix Mendelssohn Bartholdy gehörte zu den ersten, die das Werk im 19. Jahrhundert »konzertsaalfähig« machten. Er kannte die Orchestersuite von klein auf – eine Handschrift befand sich in Familienbesitz – und spielte sie genau 100 Jahre nach Bachs Leipziger Aufführung 1830 für Goethe am Klavier. »Zur Aufführung im Abonnement-Concert zu Leipzig den 15ten Februar 1838« vereinfachte Mendelssohn die hohen Trompetenpartien, »weil dieselben meist für die Aufführung zu schwer«, ja unspielbar waren und ergänzte zwei Klarinetten.

Enthüllt

Am 23. April 1843 konnte man Bachs 3. Orchestersuite noch einmal mit dem Gewandhausorchester unter Mendelssohns Leitung erleben. Der ganze Tag stand im Zeichen Bachs, dem in Leipzig auf Initiative Mendelssohns der erste Denkstein weltweit enthüllt wurde. Ein weiteres Mal erklang Bachs Suite am 18. Februar 1847 im letzten Konzert, das Mendelssohn im Gewandhaus zu Leipzig dirigierte.

Eingerührt

Mendelssohns Bach-Begeisterung beflügelte auch sein Umfeld. Schumanns 2. Sinfonie ergeht sich in Kontrapunkt, Zitaten und B-a-c-h-Anspielungen. Mendelssohn, der bereits Schumanns 1. Sinfonie aus der Taufe gehoben hatte, brachte die Zweite 1846 im Gewandhaus zur Uraufführung und fand darin auch manches Versatzstück eigener Kompositionen wieder. Im Umfeld der Premiere kam es zu Verstimmungen zwischen den beiden: Schumann, der die Noten erst wenige Tage vor dem Konzert fertigstellte, gab Mendelssohn die Schuld am mäßigen Erfolg. Der wiederum ärgerte sich über die »hässliche Geschichte« eines gegen ihn gerichteten antisemitischen Zeitungsartikels, die ihm Schumann »eingerührt« habe. Die Bewunderung für Bach ist über alle Differenzen und Dissonanzen erhaben, und erfasst unvermindert Komponisten unserer Tage wie den begnadeten Pariser Orgelvirtuosen Thierry Escaich.

(Text: Ann-Katrin Zimmermann)