»Ein Deutsches Requiem« von Johannes Brahms

In vollständiger Gestalt erlebte Brahms’ »Deutsches Requiem« am 18. Februar 1869 in Leipzig unter Carl Reinecke mit dem neu begründeten Gewandhauschor seine Uraufführung.

Das Publikum rang sich am Ende des musikalischen Marathons mit Werken von Gade, Bruch und Mozart nur matten Applaus ab. Max Bruch berichtete dem abwesenden Kollegen Brahms:

»Der Chor war nicht sehr stark, aber präzis und schlagfertig, das Orchester wie immer vortrefflich.«

Spätere Erfolge des Werks hatten zur Konsequenz, dass man Brahms zum Thomaskantor berufen wollte (trotz einiger Bedenken aufgrund seines profanen Freuden nicht abholden Lebenswandels). Doch darauf ließ sich Brahms, der mittlerweile feste Anstellungen mied, nicht ein.

Ewig

Unzählige Komponisten haben die lateinische Totenmesse in Musik gesetzt. Brahms übernimmt aus dieser Tradition nur den Titel »Requiem« – sonst nichts. Der lateinische Introitus, der im Titel anklingt, kommt nicht vor. In der Auswahl deutscher Bibelworte aus altem und neuem Testament nimmt Brahms eine außergewöhnliche Ausrichtung vor: Sein Deutsches Requiem ist ein Werk der Verheißung und Verwandlung. Es verheißt die Zukunft des Herrn; es handelt von der Verwandlung des Zeitlichen ins Ewige. In allen sieben Sätzen wandelt sich Leid, Tod und Vergänglichkeit in Trost, Leben und Ewigkeit.