»Eines meiner musikalischen Highlights«

Star-Cellistin Senja Rummunkainen spielt im Orchesterkonzert I den hochvirtuosen Solopart in Esa-Pekka Salonens Cello Concerto. Die finnische Musikerin im Interview über Wunden und Wunder, die Herausforderungen neuer Musik und die Melancholie ihres Heimatlands.

© Eeva Suutari

Sie haben bereits mit Esa-Pekka Salonen zusammengearbeitet. Was macht diese Zusammenarbeit für Sie besonders?

Senja Rummukainen: Er ist einer meiner Lieblingskomponisten und ein unglaublich inspirierender Musiker. Das Cello-Konzert von ihm, mit ihm zu spielen ist musikalisch erfüllend. Er hat ein so starkes Gespür für die vollständige Form des Stücks, und deshalb ist es sehr einfach, sich musikalisch frei zu fühlen und gleichzeitig voll unterstützt zu werden. Alles atmet miteinander, mühelos, aber mit Autorität. Dieses Stück mit ihm aufzuführen, ist definitiv eines meiner musikalischen Highlights. Wir haben es in Cleveland gespielt, und ich kann es kaum erwarten, es in Salzburg mit dem Finnish Radio Symphony Orchestra erneut zu spielen.

Das Thema des Osterfestspiele Salzburg 2025 lautet »Wunden & Wunder«. Wie verbindet sich dieses Thema für Sie mit dem Cello-Konzert von Esa-Pekka Salonen?

Senja Rummukainen: In diesem Stück kann man ein ganzes Leben erfahren, es passt also definitiv zum Thema. Manchmal fühlt sich das Solo-Cello verletzt, zerbrechlich und allein. Aber im nächsten Moment gibt es ein Gefühl des Staunens - ob es nun die Wunder der Natur oder des Universums sind, alle ziehen gemeinsam.

Neue Musik stellt das Publikum oft vor große Herausforderungen. Warum sollen wir uns trotzdem auf sie einlassen?

Senja Rummukainen: Musik und Kultur spiegeln unsere Zeit und unser Leben wider und verändern sich genauso, wie sich die Menschen und die Welt verändern. Durch Musik können wir tatsächlich Geschichte erleben, verschiedene Orte besuchen, etwas Neues lernen oder etwas Vertrautes fühlen. Zum Beispiel habe ich manchmal das Gefühl von Nostalgie, wenn ich ein völlig neues Stück höre, das ich noch nie zuvor gehört habe. Es ist eine wunderschöne, fast magische Erfahrung und ich denke, es lohnt sich, es einfach zu versuchen. Es gibt immer etwas für jeden zu entdecken. Natürlich haben wir nicht alle die gleichen Vorlieben—ob alt oder neu—aber das ist nicht der Punkt. Ich würde jedem raten, wirklich zuzuhören und sich für diesen kurzen Moment, den wir zusammen teilen, zu konzentrieren. Ich habe schon Zeiten erlebt, in denen mich das gesamte Stück nicht vollständig erfasst hat, aber ein Akkord genau im richtigen Moment mir Gänsehaut bereitet hat. In diesem Fall denke ich, dass es sich schon gelohnt hat. Und manchmal ist eine Herausforderung auch gar nicht so schlecht!

»Wenn man einfach in jedem Ton lebt, reagiert und der Musik zuhört, fügt sich alles auf erstaunlich organische Weise zusammen, und es gibt nichts, das erzwungen wirkt.«


Was ist die Herausforderung für Sie als Solistin in diesem speziellen Stück?

Senja Rummukainen: Es ist in vielerlei Hinsicht anspruchsvoll. Zunächst im traditionell virtuosen Sinn—meine linke Hand ist sehr aktiv und schnell, und die rechte Hand erfordert viel Kraft. Das Stück hat viele verschiedene Charaktere, oft innerhalb eines einzelnen Satzes und man muss sich sofort anpassen können. Auch die kammermusikalischen Aspekte sind knifflig, besonders das wichtige rhythmische Zusammenspiel mit dem Orchester. Und natürlich stellen die Akustik des Saals und die Eigenheiten der jeweiligen Konzertumgebung immer eine besondere Herausforderung dar. Aber wenn man einfach in jedem Ton lebt, reagiert und der Musik zuhört, fügt sich alles auf erstaunlich organische Weise zusammen, und es gibt nichts, das erzwungen wirkt.

Das Orchesterkonzert I wird Salonen das Finnish Radio Symphony Orchestra mit Musik finnischer Komponisten dirigieren. Was ist das besondere Wesen dieser Musik Ihres Heimatlandes?

Senja Rummukainen: Finnische Musik ist genauso vielfältig wie es finnische Komponistinnen und Komponisten gibt—jeder hat seine eigenen einzigartigen Erfahrungen mit der Welt, obwohl sie die gleiche Nationalität teilen. Ich versuche, nicht zu sehr zu verallgemeinern, was die Rolle der Nationalität in der Musik betrifft, aber ich erkenne an, dass viele großartige Werke aus Finnland kommen, obwohl es ein relativ kleines Land ist. Vielleicht suchen die Finninnen und Finnen Wege, sich über Worte hinaus auszudrücken? Wenn ich an traditionelle finnische Volksmusik denke, tendiert sie oft zu einer gewissen Introvertiertheit und Melancholie, und das hat sich über die Jahrhunderte hinweg bewahrt. Aber gleichzeitig kann eine Symphonie von Sibelius auch die freudigsten Passagen haben, sodass es nicht nur um Melancholie geht. Es ist schwer, das genau zu fassen.